Dr. Peter H. Vaupel und Holger Bramsiepe im Interview: „Das Ziel ist Attraktivitätssteigerung für die Stadt“
Wuppertal. Sie soll mehr als zwei Millionen Besuchende nach Wuppertal holen, in großen Teilen des Wuppertaler Westens die Städtebauentwicklung fördern, eine privat betriebene Seilbahn entstehen lassen und mit einer Seilhängebrücke zwischen Königs- und Kaiserhöhe eine einmalige Sehenswürdigkeit in die Stadt bringen: Die mögliche Bundesgartenschau 2031. Voraussichtlich im November 2021 werden die Wuppertaler Stadtratsmitglieder erneut entscheiden, ob die Verwaltung die ersten Skizzen zu einer Bewerbung ausarbeiten soll, ob die Stadt bereit ist, ihren Anteil an geschätzt insgesamt 121 Millionen Euro Investitions- und Durchführungskosten zu tragen und entsprechend Zuschüsse von Land und Bund zu beantragen.
Dr. Peter H. Vaupel, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse im Ruhestand, aktiv unter anderem als Vorsitzender im Stadtverband der Wuppertaler Bürger- und Bezirksvereine und Verfechter der Bundesgartenschau-Idee und der Unternehmer im Design- und Beratungsbereich Holger Bramsiepe, Vorsitzender des Vereins Freunde und Förderer der Bundesgartenschau Wuppertal 2031 erläutern im Interview, wie die Idee 2018 aus der Mitte der Bürgerinnen- und Bürgerschaft heraus wieder aufgelebt ist, welche Interessen aus ihrer Sicht eine Gartenschau in Wuppertal stützen und wie sie mit Chancen und Risiken auf dem Weg Richtung Realisierung umgehen.
Herr Vaupel, Sie haben miterlebt, wie die Idee für eine Bundesgartenschau in Wuppertal wieder aufgelebt ist und Sie tragen sie mit. Wie hat sich das in der Stadtgesellschaft entwickelt?
Peter Vaupel: Bis Anfang der 1980er Jahre hatten wir einen sehr kreativen, engagierten Gartenbaudirektor hier in Wuppertal, Per-Halby Tempel. Der hatte die Idee entwickelt, eine Bundesgartenschau nach Wuppertal zu holen. Er hatte grobe Skizzen gefertigt, hat die in die Verwaltung gegeben, von dort aus in die Politik. Leider hat damals die Politik etwa 1977 „Nein“ gesagt. Im Ergebnis hat Tempel das akzeptiert, indem er gekündigt hat: Er ist Anfang der 1980er Jahre nach Düsseldorf gegangen, in gleicher Funktion, und hat dort an der Realisierung der Bundesgartenschau Düsseldorf mitgearbeitet. Viele Geschäfts- und Privatleute aus meinem Umfeld haben damals schon gesagt: Schade, das hätte uns auch gut zu Gesicht gestanden.
Dann kamen die 1990er Jahre, und wir erlebten, wie sich Mehltau über die Stadt zog – und im Grunde genommen gar keine Perspektiven da waren. Es lag die Frage in der Luft: Warum geschieht in Wuppertal nichts? Zehn Jahre weiter wurde die Not so groß, dass wir gesagt haben: Wenn schon von der Verwaltung, von der Politik, nicht die von uns gewünschten Impulse ausgehen, dann müssen wir als Bürger selbst ran.
So wie ich mich erinnere hat der Künstler Tony Cragg im Gespräch mit dem damaligen Oberbürgermeister Peter Jung während dessen Amtszeit den Vorschlag einer Bundesgartenschau in Wuppertal erneut diskutiert – daraus ist aber wie wir wissen damals nichts geworden. In der Amtszeit von Andreas Mucke wurde die Idee erneut als gute Chance für Wuppertal aufgegriffen, und da kamen meines Wissens erstmalig die Bürgervereine und Wuppertal Aktiv ins Spiel, eine Bundesgartenschau hier zu unterstützen. Wuppertal Aktiv wurde übrigens in diesem Jahr vor 25 Jahren gegründet. Das waren schon immer engagierte Wuppertaler und Unternehmen, die nur eins im Sinn hatten: Diese Stadt nach vorne zu bringen.
Wir gemeinsam haben mit Politik und Verwaltung in 2018 diskutiert; damals hieß das Projekt noch „Buga 2027“. Wir haben dann aus wirtschaftlichen Gründen eingesehen, dass auch 2029 zu früh ist. Wir haben uns auf 2031 verständigt, weil dann die wesentliche, finanzielle Belastung durch das Pina Bausch Zentrum erledigt sein soll und man mehr Luft hat, sich mit der Refinanzierung der Bundesgartenschau zu beschäftigen.
So sind wir auseinander gegangen. Wir hatten grobe Überlegungen, die mit Initiativen der Verwaltung 2018 dann zu der Machbarkeitsstudie im Auftrag der Wuppertaler Stadtwerke, der Sparkasse und der Stadt geführt haben. Wir haben bei den Bürgervereinen darüber berichtet und die heutige Leiterin des städtischen Ressorts Grünflächen und Forsten, Annette Berendes, hat dabei einen Vortrag gehalten, der so überzeugend war, dass alle begeistert waren. Ich war davon ausgegangen, dass es negative Stimmen geben könnte von den Bürgervereinen im Osten der Stadt, weil ja vieles oder alles im Westen stattfinden sollte. Aber nach dem Vortrag und der sich anschließenden Diskussion gab es nur Einigkeit.
Ich habe damals noch einen Moment überlegt: Sollten wir jetzt abstimmen? Ich habe versucht, die Stimmung zu erfassen. Wir haben abstimmen lassen und bei einer Enthaltung haben alle diesem Projekt zugestimmt – ohne Ausnahme.
Da saßen Vertreter von 9000 Mitgliedern. Das ist keine kleine Zahl. Die haben dann den Vortrag inhaltlich in ihre Bürgervereine getragen, haben da geworben für dieses Großprojekt. Und auch danach gab es keine Widerstände. Von daher haben wir dann gesagt: Jetzt versuchen wir, Seite an Seite – Wuppertal Aktiv und der Stadtverband der Bezirks- und Bürgervereine – dieses Projekt nach vorne zu entwickeln. In der Folge ist dann der Förderverein gegründet worden. Dessen Aufgabe ist nun, dieses Thema entsprechend zu adressieren, die Menschen zu informieren und vielleicht auch jedem Stadtverordneten noch mal deutlich zu machen, dass das keine Entscheidung der Verwaltung oder sonstiger Stellen ist, sondern dass das eine Entscheidung eines jeden Stadtverordneten ist. Das ist halt so in der repräsentativen Demokratie; dafür haben wir die Menschen gewählt. Wir wollen jeden Einzelnen so informieren, dass er im November die aus unserer Sicht richtige Entscheidung trifft.
Warum glauben Sie, haben die Vertretenden der Bürgervereine so einmütig für eine Bundesgartenschau gestimmt?
Peter Vaupel: Weil sie begeistert waren, dass endlich wieder in dieser Stadt etwas Großes für alle hier passiert. Die Mitglieder sind begeistert von unserer Heimatstadt und sie wollten einen positiven Fokus haben, der auf diese Stadt leuchtet. Die Stadt Wuppertal verkauft sich in vielen Bereichen unter Wert und ich finde es angenehm, wenn man mal in andere Städte fährt und dann hören würde: Ihr habt aber eine tolle Bundesgartenschau initiiert. Das hat noch eine Nachwirkung für viele, viele Jahre.
Was in der Machbarkeitsstudie nicht nachlesbar ist, ist die kommunal-wirtschaftliche Auswirkung. Wer profitiert denn überhaupt finanziell davon? Und dazu hat der von mir hoch geschätzte Professor Guido Spars von der Bergischen Universität mit seinen Mitarbeitern ein Gutachten vorgelegt. Wir haben den Return gesamtwirtschaftlich betrachtet und der eine oder andere aus der Stadt hat nachgerechnet – was geben wir, was bekommen wir zurück – und hat dann festgestellt: Da klafft noch eine Lücke, aber wenn man das als organisches Ganzes sieht, dann beträgt das Ergebnis bis zu 40 Prozent mehr, als was die Stadt an Kosten und Investitionen zu tragen hat.
Die Frage des wirtschaftlichen Nutzens mag man so oder so beantworten – aber kommt es aus Ihrer Sicht wesentlich darauf an?
Peter Vaupel: Nein, nicht allein darauf.
Sondern?
Peter Vaupel: Im Ergebnis: Auf die Attraktivitätssteigerung dieser Stadt. Die finanzielle Überlegung sollte ein zusätzlicher Diskussionspunkt sein. Man versucht, die Menschen, die Zweifel haben, auch von diesem Teil der Rechnung zu überzeugen. Das Hauptargument derer, die aus welchen Gründen auch immer dagegen sind, ist ja immer: Geld, Geld, Geld. Deshalb hat man dieses Gutachten in Auftrag gegeben.
Wenn Sie in den Haushaltsentwurf des Kämmerers gucken, dann ist das der schwierigste Haushaltsentwurf, den er in 21 Jahren geschrieben hat – wörtliches Zitat. Da kann ich nur sagen: Auf dieser Basis sollten wir in Wuppertal abschließen. Dann kann man gar nichts mehr machen. Ich darf mich doch von solchen Momentaufnahmen nicht davon abhalten lassen, für die Zukunft zu arbeiten.
Holger Bramsiepe: Das hat ja was mit Rollen zu tun. Dass der Kämmerer der Stadt jetzt auf diesen Knopf drückt, ist aus seiner Perspektive völlig klar. Und er sagt natürlich auch: Was die wirtschaftlichen Gesamteffekte sind, darf ich für die Stadtkasse nicht einrechnen. Diese Sicht muss er haben und die ist auch anerkennenswert. Er erfüllt seine Aufgabe.
Der Förderverein sagt, ja, das ist richtig so, wir müssen das ganze kritisch betrachten. Wenn man aber nur von einem Verlustpotenzial redet, wird dabei ausgeblendet, dass es auch ein Ertragspotenzial zum Beispiel durch bessere Besucherzahlen und mehr Förderung gibt. Nur weil in der Machbarkeitsstudie pessimistische Annahmen der Kosten und Erträge benannt werden – um nicht zu euphorisch zu wirken – darf das ja nicht als sicher gelten.
Das ist ein Punkt, auf den ich hinweisen möchte: Es ist bisher sehr verantwortungsvoll gehandelt und vorgeplant worden. Niemand sagt: Los, wir machen eine Bundesgartenschau, egal in welcher Größe, egal mit welcher Jahreszahl, wird schon passen. Da haben sich Menschen und Institutionen zusammengefunden und überlegt: Wir prüfen erst mal mit einer Machbarkeitsstudie, ob das überhaupt klappt und ob auch die Bundesgartenschaugesellschaft zustimmt, weil wir wissen, dass wir in einer Situation stecken, die uns nicht erlaubt, Geld für Undenkbares zu verschwenden.
Der nächste Punkt: Die Planer untersuchten nicht nur, was uns diese Bundesgartenschau kosten könnte, die viele Mehrwerte für unsere Stadtentwicklung hat, sondern sie beauftragten sogar noch eine Studie, die zeigt, welche finanziellen Effekte in der ganzen Stadt zu erwarten sind – nach einem anerkannten Verfahren. Das ist eine neutrale Betrachtung, die man zur Entscheidungsfindung heranziehen kann und muss.
Es gibt von vielen, die ich kenne, den sehnlichen Wunsch, unsere Stadt nach innen und außen als lebenswert, entwicklungsfähig und zukunftsfähig darzustellen, unabhängig davon, ob man sich in seinem eigenen Quartier besonders wohlfühlt oder nicht – mit einer Bundesgartenschau in Wuppertal ist das möglich.
Natürlich bekommen wir in Diskussionen auch Negatives oder Risikobehaftetes kommuniziert, aber von dem Chancenraum zu sprechen, der auch da ist und der genauso wahrscheinlich ist wie der Risikoraum – das ist, was wir zur Entscheidungsfindung beitragen wollen.
Wenn Sie sich die Mitglieder Ihrer Vereine vorstellen – was glauben Sie, bedeutet aus deren Sicht „die Attraktivität von Wuppertal steigern“?
Holger Bramsiepe: Ich denke, für die Bürger geht es um Betonung der Lebensqualität, eine positive Weiterentwicklung und auch Anerkennung der Stadt. Wir befinden uns mit einer Bundesgartenschau im Bereich einer langfristigen Stadtentwicklung. Es werden ja immer Flächen entwickelt, es wird gebaut und begrünt, es wird verändert, es muss vieles in einer Stadt gemacht werden und eine Buga wird das beschleunigen und unterstützen. Wuppertal muss attraktiver werden, damit wir hier auch Zuzug von Menschen und Unternehmen bekommen. Wir müssten also neben einer attraktiven Kultur, Natur und gesellschaftlichen Struktur in unserer Stadt auch weitere Highlights haben, so dass sie reizvoll ist für alle Menschen jeder Couleur ist.
Peter Vaupel: Wenn man sich bei einem Unternehmen bewirbt, in einer anderen Stadt, dann läuft das normalerweise so: Man muss vielleicht zwei, drei Tage in ein Assessment-Center (ein Auswahlverfahren, Red.). Und in die betreffende Stadt nimmt man in der Regel die Familie mit, also zumindest die Frau. Die guckt sich erst mal das kulturelle Angebot an – zum Beispiel Theater, Orchester. Dann will man ein Haus oder eine Wohnung haben, also guckt sie sich ein paar Quartiere an. Und damit guckt sie sich die ganze Stadt an. Wie attraktiv ist die eigentlich? Was kann ich eigentlich machen? Haben die vielleicht schöne Parks? Und dann entscheidet im Ergebnis überwiegend die Frau, ob das bestandene Assessment-Center auch in einem Vertrag umgesetzt wird – oder nicht.
An der Universität sagt man es so: Wir werden durch eine Buga interessanter für die Lehrenden und Studierenden, die wir gerne hier am Standort Wuppertal hätten. Die könnten den Nutzen der Universität mehren, und dafür brauchen wir ein attraktives Umfeld. Da profitiert die Gesamtstadt natürlich auch.
Im kulturellen Bereich ist Wuppertal eine kleine aber feine Adresse. Für viele Kunstbereiche sind wir ein Sprungbrett, das hat die Vergangenheit bewiesen. Wir haben Pina Bausch hier, ein internationales Tanzzentrum, das entstehen soll. Wäre da nicht eine Buga hervorragend passend dazu? Sogar nötig? Auf der einen Seite die weltweit anerkannte Kultur – vielleicht eher für einen kleineren Kreis von Menschen interessant. Und dann die Buga für einen ganz großen Kreis in der Stadtgesellschaft und für Gäste. Das sind doch Säulen, auf die man die Zukunft aufbauen kann.
Holger Bramsiepe: Ich denke, es wird klar: Es geht in einer Stadt immer auch um Arbeitsplätze in allen Lohn- und Tätigkeitsbereichen. Es geht um die Aufwertung von Wohnflächen, Mietflächen in allen Größenordnungen und Bereichen. Und ich glaube, es geht auch ein bisschen um Stolz auf die Stadt. Da kommen wir aus einer schwachen Phase. Ich selbst habe das erlebt beim umgebauten Döppersberg. Da sagt heute keiner mehr, selbst wenn Mängel da sind, dass die Maßnahme grundsätzlich falsch gewesen wäre. Ich glaube, das hat uns allen ein Gefühl gebracht: Mensch, wir schaffen was. Es ist nicht völlig danebengegangen, wie es einige befürchteten. „Fehlerbehaftet“ ist ja leider oft das neue Richtig, da muss man dann eben jedes mal versuchen, es besser zu machen, es anders zu machen – aber man darf es doch nicht lassen! Ich weiß noch, nach der Fertigstellung zog eine Welle von, ja, Zufriedenheit und etwas Stolz durch Wuppertal. Das ist etwas, was mich und ich glaube auch andere dazu bewegt hat, zu sagen: Das ist ein gutes Gefühl. Ein gutes Gefühl, in einer Stadt zu leben, die vermitteln kann „wir schaffen was.“ Wir schaffen vielleicht mehr, als man uns zutraut. Und wir passen trotzdem auf, dass uns nicht das Geld aus den Händen rinnt. So ein Gefühl möchte ich für uns alle mit der Bundesgartenschau wieder haben.
Im Übrigen kenne ich hier nicht einen Einzigen, der Geld mit vollen Händen aus dem Fenster wirft, der nicht dreimal fragt, ob man es nicht noch anders machen kann. Was ja grundsätzlich nicht falsch für ein Projekt wie die Buga ist. In so einer Situation sich aber sozusagen Zukunft zu verbieten und keine Schritte mehr gehen zu wollen, aus der Angst, Fehler in der Gegenwart zu machen, das wäre ziemlich schlimm. Das hat mich damals bewegt, mich bei Wuppertal Aktiv und für Projekte wie die Buga mehr zu engagieren. Das ist ja die Mission: Das Gute in der Stadt zu zeigen. Es gibt hier so viele Akteure, die alle was Gutes für die Stadt wollen, die verdienen, nach Innen und nach Außen gezeigt zu werden.
Wenn die zentrale Chance ist, die Attraktivität für Wuppertal zu steigern – wo sehen Sie dann Risiken, denen Sie begegnen müssen?
Holger Bramsiepe: Die Risiken liegen in der gesamten Unwägbarkeit eines Erfolgs oder Misserfolgs einer solchen Veranstaltung, wie bei allen Dingen, in die man investiert und die in der Zukunft liegen. Wir können alle nicht sagen, wie der städtische Haushalt in zehn Jahren aussehen wird. Wir können aber zusammen versuchen, so viel Gutes auf dem Weg dahin zu tun, dass die Chancen größer werden, als die Risiken. Dafür sind wir ja auch ein Förderverein und kein Forderverein!
Außerdem sagen die Erfahrungen der Bundesgartenschaugesellschaft: In der 70-jährigen Historie funktionierte das Konzept, sonst würden sich ja keine Städte mehr bewerben. Wenn die positiven Effekte nicht da wären, würde keine Stadt sagen: Wir muten unseren Bürgern eine Bundesgartenschau zu. Die Bundesgartenschaugesellschaft macht das nicht, weil sie Städte vernichten möchte, sondern weil sie einen quasi staatlichen Auftrag hat, Städten zu helfen, sich weiterzuentwickeln.
Und wenn man als Stadt die Möglichkeit hat, die Attraktivitätssteigerung auch noch durch Fördermittel unterstützt zu bekommen, also nicht nur aus sich selbst heraus leisten zu müssen, dann ist das zusätzlich positiv. Es wird immer davon gesprochen: Lasst uns doch die bestehenden Parks und Highlights bewerben. Da muss ich fragen: Wer hat das Geld dafür? Wer schafft es, damit eine Besucherzahl nach Wuppertal zu bekommen, die es uns vielleicht sogar ermöglicht, andere Attraktionen rentabler zu machen oder die uns überhaupt eine Aufmerksamkeit verschaffen? Diesen Marketing-Aufwand schafft man ja gar nicht ohne einen Leuchtturm wie eine Buga. Außerdem würde das nie von Bund und Land gefördert. Man hat also an vielen Stellen sogar noch Hilfe dabei, die Attraktivität zu steigern. Und man hat die Möglichkeit, auf ein bewährtes Schaufenster-Konzept zu setzen, was seinen Erfolg für andere schon bewiesen hat.
Peter Vaupel: Wir haben 2019 gemeinsam mit dem Förderverein historische Parkanlagen Wuppertal mit den jährlichen Quartiersgartenschauen (QUGA) begonnen, weil wir gesagt haben, wir müssen bis 2031 den Blick der Menschen auf die Bedeutung von Grün- und Parkanlagen in Ihren Stadtteilen lenken. In der Zeitspanne bis 2031 findet somit ein Prozess statt, der in der Bundesgartenschau gipfeln soll. Wir haben drei Quartiersgartenschauen hinter uns, und auf einmal sind die Menschen begeistert. Wir haben die Grünflächen in Ronsdorf und Unterbarmen sowie der Elberfelder Südstadt im Rahmen der QUGA’s schätzen gelernt. Da interessieren sich Menschen auf einmal für einen Park, durch den sie früher nicht oder mit verschlossenen Augen gegangen sind. Sie werden motiviert, in ihrer Vorstellung den Schritt nach 2031 zu tun.
Holger Bramsiepe: Die erste Idee hieß ja tatsächlich: Wir machen ganz Wuppertal zu einer Bundesgartenschau. Wir haben so tolle Parks, wir sind ja schon so grün. Und wenn man genau guckt, dann fehlt tatsächlich nur in Vohwinkel ein Park. Der würde uns ja quasi durch die Weiterentwicklung im Bereich Tesche „geschenkt“. Dann wäre das sogar ausgeglichen und alle haben Parks.
Der andere Aspekt ist, dass diese Bundesgartenschau versucht, auch das zu würdigen, was wir haben. Wir beziehen den Zoo ein, der sicherlich damit auch eine Aufwertung erfährt und wir beziehen zwei Flächen ein, die den Brückenschlag zwischen Nord und Süd von Wuppertal machen. Bis dahin wird insbesondere durch die Quartiersgartenschauen die Attraktivität des Bestandes auch angehoben. Dafür sind sogar in den Etats der Buga Mittel vorgesehen diese Parks mit weiterzuentwickeln. Das alles strahlt dann auch sogar in die Region und das Städtedreieck aus, das natürlich mit dazu gehört. Es geht nicht um die Verwirklichung irgendeines Events, das einmal kommt und dann wieder weg ist – es geht um die Attraktivität und Zukunft unserer Stadt.
- Oktober 2021. Der Wortlaut der Antworten wurde autorisiert,
die Fragen stellte Dirk Lotze (webseite)